Am 08.09.2022 nahm die Weltöffentlichkeit betroffen vom Tod von Queen Elisabeth II Kenntnis. Dieses Datum hat sich in meiner Erinnerung festgesetzt, da mich an diesem Tag die erschütternde Nachricht erreichte, dass Benno plötzlich und unerwartet während eines Urlaubs in der Bretagne verstorben war.
Benno, allen bekannt als “Bruno” (dank Herrn Ehret, der beim Ablesen der Klassenliste offensichtlich seine eigene Handschrift nicht mehr lesen konnte), kam 1991 zur 10. Klasse nach St. Blasien. Er war ein sehr ruhiger, gelassener Typ mit vielseitigen Interessen (außer vielleicht Sport). Es zeigte sich im Internatsalltag schnell, dass er jemand war, auf den man sich verlassen konnte. Einer, der lieber zuhörte, als das große Wort zu führen und der mit einem feinen Sinn für Humor und einem großen Herz versehen war. „Nein“ war ein Wort, das man als Freund von ihm eigentlich nie zu hören bekam.
An die Anfänge unserer Freundschaft kann ich mich tatsächlich nicht mehr erinnern - wir waren in seinem ersten Kollegsjahr weder Klassenkameraden noch gemeinsam in einem der damaligen Sechserzimmer. Aber schon in der 11. Klasse bildeten wir im Franzosenbau eine Zimmergemeinschaft und unsere Freundschaft sollte von da an Bestand haben. Es folgten über die Jahrzehnte viele schöne gemeinsame Erlebnisse wie Geburtstagsfeiern, Silvesterparties (davon eine mit einer legendären Essensschlacht mit „Russisch Elegant“ in seinem Esszimmer, welche wahrscheinlich so manche Freundschaft zum Brechen gebracht hätte), Hochzeiten, Taufen, Urlaube und zahlreiche gemeinsame Familienwochenenden. Auch das erste „Männerwochenende“ 2010, an dem sich unser Freundeskreis mal wieder ohne Frauen und Kinder treffen wollte, fand bei ihm in Worms statt und war die Geburtsstunde unseres seither jährlich stattfindenden Wanderwochenendes.
Eine irgendwie typische Bruno-Anekdote möchte ich an dieser Stelle mit Euch teilen: als die Taufe von Max, seinem ersten Sohn anstand, wurden meine Frau und ich als Taufpaten auserkoren. Die verantwortliche Pastorin monierte daraufhin, dass es nicht akzeptabel wäre, dass beide Taufpaten katholisch seien. Brunos lapidare und spontane Antwort lautete: “Dann wird er halt katholisch.” Dabei zeigte sich dann recht schnell, dass die Taufpatenregelung doch nicht wirklich in Stein gemeißelt war und dass Bruno ohne großes Aufheben Dinge einvernehmlich regeln konnte.
Wie sah Brunos Leben nach der Schulzeit in St. Blasien aus?
Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine Banklehre in seiner Heimatstadt Worms. Anschließend leistete er seinen Wehrdienst, um dann wieder nach Worms zurückzukehren, wo er BWL studierte. Nach erfolgreich absolviertem Studium ging es für ihn wieder zurück zur Volksbank, wo er viele Jahre im Bereich Unternehmensorganisation, bezeichnenderweise im Bereich Digitalisierung und Innovationsmanagement arbeitete und schließlich Leiter der Unternehmensentwicklung wurde. In Worms traf er auch seine Frau Deane, gründete mit ihr eine Familie und lebte ein geradezu klassisches Familienleben mit zwei Kindern, Max und Jakob, Doppelhaushälfte, Katzen und später auch noch einem Hund. Was hier langweilig und spießig erscheinen mag war allerdings der Ausdruck der Zufriedenheit und Unaufgeregtheit eines in sich ruhenden Menschen, dem viel an einem harmonischen Miteinander und nichts an Statussymbolen lag, der die angenehmen Dinge des Lebens zu genießen wusste und der, so gar nicht provinziell, lebenslang neuen Ideen gegenüber offen war. Dabei blieb immer eine liebenswerte “nerdige” Seite in ihm erhalten, mit einer anhaltenden Begeisterung für Fantasy-Rollenspiele, technische Neuerungen und Spielereien, Science-Fiction, Comic-Art und vielem anderen mehr. Ein Besuch in Worms war nie langweilig und er begann immer mit einem strahlenden Bruno, der mit weit ausgebreiteten Armen zur Begrüßung in der Tür stand!
Eigentlich hatten wir uns mit dem Heranwachsen und Flügge Werden unserer Kinder darauf gefreut, in Zukunft so einiges gemeinsam zu unternehmen. Leider hat es das Schicksal anders bestimmt und Bruno hat viel zu früh die letzte Reise antreten müssen. Ruhe in Frieden mein Freund - du wirst vermisst!
Marc Kuben