Es muss so um das Jahr 2010 herum gewesen sein, als ich Frido in Frankfurt traf, im Anschluß an eine Fundraising-Veranstaltung, bei der er um Spenden für das Flüchtlingshilfswerk in Ostafrika bat.
Wir saßen in der Küche der Jesuiten-Kommunität St. Georgen, wo er für die Dauer seines Besuchs untergekommen war, und tranken Bier. Kein Rothaus, wie er augenzwinkernd feststellte, sondern wohl Binding oder Licher, was lokales. Später am Abend sprach ich ihn an auf etwas, was mich schon die ganze Zeit neugierig gemacht hatte: seine Email-Adresse, unter der korrespondierte, lautete arator@me.com. Wie er denn darauf gekommen sei?
Für mich klang Arator ein bisschen wie Narrator, der Erzähler. Oder nach Herr der Ringe: Arator aus dem Hause Irgendwas, könnte ein Zauberer sein. Frido lachte in seinem tiefen Bass und fragte mich dann in seinem immer noch leicht durchscheinenden südbadischen Zungenschlag:
"Du hascht doch Latein gehabt am Kolleg, sonscht hättscht doch kein Abitur machen können, oder?" Ich nickte zustimmend.
"Also, dann muscht do au wisse, dass Arator nix andres heißt als Pflüger!" Peinlich, peinlich. Drei Jahre humanistische Schulbildung, die komplett an mir vorbei gesegelt waren. Kleines Latinum? Gähnende Leere.
Später, im Zug nach München, ließ ich die Anekdote noch einmal Revue passieren. Da wurde mir klar, dass Frido diesen Namen wohl nicht nur zum Spaß angenommen hatte. Für ihn war die Bedeutung seines eigenen Nachnamens auch gleichzeitig ein Ansporn, eine Berufung:
Der Landmann – was Arator eben auch bedeutet – bestellt den Boden, sät und wacht über die Frucht, damit sie gedeihen kann. Und genau das hat Frido immer wieder getan, sein ganzes Leben, ob in Uganda, in Berlin, Dresden oder eben in St. Blasien:
Er bestellte den Boden in den Köpfen von denen, im ihm anvertraut waren, säte Bildung und sah mit Stolz zu, wenn der Same aufging und Früchte trug. Egal, ob in Kampala oder am Kolleg.